Kürzlich hat Quettra eine interessante Studie bezüglich einer wichtigen Determinante für den Erfolg einer Mobile App veröffentlicht: Der Loyalität. Festgestellt wurde, dass die meisten Anwendungen keine Probleme dabei haben Downloads zu generieren, sondern die User dazu zu bewegen, die App nicht gleich wieder zu löschen oder häufig zu nutzen. Wenig überraschend ist das Ergebnis, nachdem die 10 erfolgreichsten Apps in Google Play nicht lediglich oft heruntergeladen wurden, sondern auch häufiger und länger von den Usern genutzt werden. Auch das Gegenbeispiel ist einprägsam: Betrachtet man die 5000 Anwendungen die nach den 10 Erfolgreichsten kommen, so sieht man, dass weniger als 14% der User die App regelmäßig nutzen.
Quelle: Andrew Chen
Ein Blick auf die Zahlen
Die jüngste Marketingkampagne der App XYZ hat 10.000 neue User pro Monat generiert. Nach normalen Marktzahlen hat der Anbieter also ca. 13.000€ investiert. Nach 30 Tagen sind von diesen 10.000 Usern noch genau 1.362 loyale User übrig geblieben. Das heißt, dass XYZ für jeden neuen User 9,55€ investiert hat. Wenn der Anbieter allerdings 50% der User in der Anwendung hätte halten können, so hätte jeder neue User statt fast 10€ lediglich 2,60€ gekostet.
Fakt ist, dass wir keine neuen User generieren können, wenn keine Ressourcen in die User-Akquirierung gesteckt werden. Das bedeutet auch, dass wir finanzielle Mittel investieren müssen, um User zu gewinnen. Aber man sollte im Voraus sein Mobile Marketing auf die Optimierung der Loyalität der User ausrichten, damit die Userzahlen nicht gleich wieder heruntergehen, sobald die Kampagne gestoppt wird.
Zeitpunkt der Loyalitätskampagne
Wenn wir eine mobile Anwendung veröffentlichen, besitzen wir noch gar keine User. Es ist unerlässlich, den Markt genau zu analysieren. Beispielsweise muss das Marketing in Deutschland ganz anders aussehen, als wenn man Apps in Spanien rentabel machen möchte. Zu Beginn geht es natürlich vor allem darum, die ersten User zu akquirieren und die Marketingstrategie auf die Downloadgenerierung auszurichten.
Die Voraussetzungen für die Loyalität der User schaffen wir allerdings bereits zu einem viel früherem Zeitpunkt. Bereits während der Entwicklung muss die Strategie für die Loyalität in die Anwendung implementiert werden. Die Kunst ist es, schon in der Planungsphase Funktionen zu schaffen, die den User in der App halten.
Mobile Marketing für eine optimierte Loyalität
Wie immer gibt es bei der App Entwicklung nicht den einen goldenen Pfad. Wäre es so einfach, hättest Du diesen Artikel vermutlich gar nicht bis hierhin gelesen. Aber wir können Euch einige Kniffe nennen, die gut funktionieren, um den User an die App zu binden. Selbstverständlich muss die Ausgestaltung der unterschiedlichen Funktionen immer an die jeweilige Anwendung, an die Zielgruppe und an den Zweck der App angepasst werden.
Die fünf wichtigsten Funktionen für Dein Mobile Marketing in Bezug auf die Loyalität des Users sind:
- Onboarding
- UX
- In-App-Communication
- Benachrichtigungen
- Gamification
Mobile Marketing: Onboarding
Bereits in einem früheren Artikel haben wir die Bedeutung des Onboarding besprochen. Der erste Kontakt des Users mit der Anwendung ist extrem bedeutend. Glaubst Du an die Liebe auf den ersten Blick? Die meisten User tun dies nicht, weil die allermeisten Anwendungen Romantiker sofort desillusionieren. Es ist aber möglich, den User sofort zu fesseln!
Onboarding funktioniert, indem wir dem User beim ersten Öffnen der App die wichtigsten Daten und Aktionen in der Anwendung erklären. So kann er sofort den gesamten Service entdecken und benötigt keine lange Zeit, um die Anwendung zu verstehen. Von den illoyalen Usern springen 80% schon in der ersten Woche ab. Sorge mit Deinem Onboarding dafür, dass die Romanze kein jähes Ende findet – Einfachheit ist der Schlüssel!
UX – der Schlüssel für die Loyalität
Die User Experience (UX) beschreibt die Art und Weise, wie die App auf den User wirkt und welche Gefühle hervorgerufen werden. Das Onboarding ist das erste Date – die UX ist das Erleben der langfristigen Beziehung des Users mit der App.
Für eine hervorragende UX müssen wir die folgenden Dinge beachten:
- Einfachheit: Der User kennt die Anwendung nicht wie der Entwickler und hat wenig Zeit die Anwendung kennenzulernen. Daher sollte eine gute Mobile App durch Einfachheit bestechen.
- Korrigieren: User agieren oft spontan oder tippen versehentlich auf den Screen. Daher sollte es zu jeder Zeit möglich sein, schnell und unkompliziert einen Schritt in der App zurück zu gehen.
- Erinnern: Wir haben alle ein schlechtes Gedächtnis; insbesondere wenn wir eine App nur nebenbei bedienen. Man sollte es dem User nie abverlangen, sich mehr als 3-4 Dinge zu merken.
- Social Media: Wir verwenden Technologien vor allem aus sozialen Aspekten. Nutze dies in Deiner eigenen App aus!
- Aktualisierung: Biete dem User immer wieder Neuerungen und Aktuelles an. Wir lassen uns von Neuem und Glitzerndem einfangen.
In-App-Communication
Was wir dem User mitteilen und wie wir es ihm sagen ist sehr bedeutend für den Erfolg unserer Anwendung. Oft hat man bei Mobile Apps den Eindruck man spreche mit Robotern. Warum kommunizieren wir nicht mit den Usern wie wir es von Angesicht zu Angesicht tun würden? Dann heißt es nicht „Ihre Version ist veraltet. Laden Sie die neueste Version herunter, um alle Aktionen ausführen zu können.“ sondern: „Hey! Wir haben diese App für Euch verbessert. Hol‘ Dir jetzt die neueste Version mit allen Features!“.
Wir sollten uns immer in Erinnerung rufen, dass die Userzahlen echte Menschen repräsentieren. Wenn unser Mobile Marketing nicht für menschliche Wesen gemacht ist, wird sie scheitern.
Push Benachrichtigungen
Dasselbe gilt natürlich auch für Nachrichten, die außerhalb der App versendet werden. Push Benachrichtigungen zum Beispiel sind ein tolles Werkzeug, um den User immer wieder daran zu erinnern, die App zu nutzen. Doch nicht jede Nachricht ist eine gute Nachricht. Man muss einerseits dafür sorgen, dass der User sie wirklich bemerkt und nicht gleich weg klickt, aber wir müssen auch darauf achten, die User nicht zu nerven. Der Schlüssel hierzu? Seltene aber wertvolle Nachrichten, wie zum Beispiel Gutscheine, die tatsächlich etwas bringen.
Auch Benachrichtigungen, die nicht sofort klar sind, sondern den User neugierig machen, funktionieren gut. Wenn ich zum Beispiel lese „Um ganz nach oben zu gelangen… Brauchst Du dieses Werkzeug!“, werde ich neugierig und schaue nach, was mir die App anbietet.
Die Nachrichten sollten immer auf den jeweiligen User angepasst sein. Wenn beispielsweise eine M-Commerce-App jede Woche eine Nachricht herausschickt, sollte der einzelne User vielleicht jede vierte Nachricht erhalten, wenn sie zu seinen Kaufgewohnheiten passt. So kriegt kein User Benachrichtigungen, die ihn nicht interessieren.
Gamification
Es ist nichts Neues oder sehr Innovatives, in Webseiten oder mobilen Anwendungen einen Spielecharakter einzubauen. Doch immer wieder stellen wir fest, dass Smartphones am häufigsten genutzt werden, um unterhalten zu werden. Wie können wir mit Gamification die Loyalität steigern?
Das Ziel von Gamifizierung sollte eindeutig sein. Die Menschen freuen sich über Belohnungen und sind ehrgeizig. Wenn eine Anwendung verschiedene Stufen hat, die der User durch eine Anstrengung erreichen kann, so gibt es dem Erfolgreichen ein gutes Gefühl. Dem Scheiternden hingegen ist es ein Ansporn, eine bestimmte Herausforderung zu meistern. Immer sinnvoll sind auch Rankings und Vergleiche miteinander.
Der Mensch ist ein soziales Wesen – doch er vergleicht sich auch gern mit anderen. Eine gute Option ist es, dem User zu ermöglichen, die Ergebnisse direkt in sozialen Medien zu teilen, da so der Anwendung eine kostenlose Werbung zukommt. Kurz: Die Anwendung muss den User unterhalten. Dafür muss sie:
- klar sein,
- dem User eine Entwicklung ermöglichen,
- Informationen und Inhalte vermitteln,
- belohnen und
- die Möglichkeit bieten, sich mit anderen zu vergleichen.
Fazit zum Mobile Marketing
Um eine erfolgreiche Mobile App zu besitzen müssen wir eine starke Strategie besitzen, um die Anwendung zu bewerben. Aber Mobile Marketing bedeutet nicht nur in einer App werben oder Downloads generieren. Zum Mobile Marketing gehört auch, die einzelnen User in der App zu halten.
Generell kann man sagen, dass man eine gute Loyalität erreicht, wenn die App gut ist. Allerdings kann jede Anwendung optimiert werden, indem man beispielsweise unsere 5 Kniffe befolgt und nach und nach umsetzt. Doch beachte, dass eine professionelle Strategie schon in der Entwicklung der App ansetzt.